Inkubation - Was passiert im Ei?

 

Die Zeitangaben im folgenden bebilderten Text beziehen sich auf eine durchgehende Bruttemperatur von etwa 32°C. Bei niedrigeren Temperaturen verläuft die Entwicklung langsamer oder stagniert zwischendurch (Diapause), bei höheren Temperaturen verläuft sie schneller. 

Die Fotos der Embryos stammen aus  versehentlich beschädigten oder abgestorbenen Eiern, die ich im Laufe mehrerer Jahre im Freiland oder Gewächshaus gefunden und z.T. im Inkubator weiter bebrütet habe. Auf diese Weise konnte ich die Entwicklung "hochrechnen".

1.-3.TG: Beim Durchleuchten mit einer LED- Taschenlampe oder Schierlampe hat das Ei-Innere eine gleichmäßige gelb-orange Farbe

Nach 4-7 Tagen: Der Dotter senkt sich nach unten ab. An der Oberfläche ist das Eiweiß als heller Fleck zu sehen, der sich täglich weiter zur sogenannten "Zigarrenbinde" ausbreitet. Sollte die  "Zigarrenbinde" einmal nicht zu sehen sein, kann das Ei trotzdem befruchtet sein. Auch aus dem Ei unten links schlüpfte nach 8 Wochen eine unversehrte Schildkröte.

Nach 2-3 Wochen hat das Ei eine schneeweiße Farbe. Dies ist auch ohne die Eier zu durchleuchten gut zu sehen.

Nach 2 Wochen sind beim Durchleuchten für das geübte Auge erste sehr feine Blutgefäße zu erkennen.

 

 

Im Inneren bildet sich ein madenförmiges Etwas, das man natürlich beim Durchleuchten nicht sehen kann. Innerhalb der dritten Woche wächst es mehrere Millimeter. Mit der Lupe erkennt man deutlich die beiden Augen, die Ansätze der Gliedmaßen und ein Organ, das den Leib ausfüllt (das Herz?). Unter dem Mikroskop sieht man ein Loch in der Mitte des Auges und am schmalen Rücken eine doppelte Hautlage, aus der sich möglicherweise später der Hornpanzer und das darunter liegende Bindegewebe (?) ausformen.

  

Nach 3 Wochen sind beim Durchleuchten deutlich feine Blutgefäße zu sehen, die den gesamten Dotter umspinnen.

Der Embryo ist bereits über einen Zentimeter groß und schwimmt auf dem Eidotter im Eiklar. Der Rücken wird breiter, Gliedmaßen, Rippen und Panzerplatten differenzieren sich. Das Auge ist als schwarzer Punkt deutlich sichtbar.
Um diese Zeit beginnt nach Meinung von Experten die Geschlechtsdifferenzierung.

Nach ca. 4 Wochen: In diesem Stadium sieht der Embryo besonders seltsam aus. Man sieht Zehen, einen Schnabel und einen auffällig langen Schwanz. Die äußere Form des Panzers ist deutlich zu erkennen.

 

 

 

 

 

Nach 5 Wochen scheint beim Durchleuchten das Innere zur Hälfte bis zu 3/4 dunkel. Bei dünnschaligen Eiern sind durch die Eischale Bewegungen der Gliedmaßen erkennbar. Die Panzerplatten des Carapax haben bereits den ersten Wachstumsring gebildet. Kopf und Gliedmaßen des Fetus sind durchblutet. Haut und Panzer sind papierdünn.

Ein unbefruchtetes Ei sieht nach dieser Zeit in etwa so aus:

6.-8.Woche: Beim Durchleuchten ist das Ei zur Hälfte bis vollständig dunkel. Nicht jeder Fetus füllt das Ei komplett aus. Der Schlüpfling ist äußerlich komplett entwickelt. Eingehüllt in die gallertartige Eiweißmasse liegt er auf dem Eidotter, der etwa die gleiche Größe hat wie der Fetus. Er kann die Augen öffnen und schließen. Haut und Panzer sind noch weich wie warmes Wachs. Der Panzer hat eine weiße Grundfarbe, auf dem sich das künftige Muster abzeichnet. Durch eine große Öffnung im Bauch wird der Fetus mittels der Nabelschnur mit Närstoffen versorgt.

8.-9. Woche: Fast geschafft! Der Eidotter ist nahezu aufgebraucht. Durch das fortschreitende Wachstum sprengt der Schlüpfling schließlich die Eischale, die im Laufe der Zeit poröser geworden ist. Zusätzlich bearbeitet der Schlüpfling die Schale von innen mit den Krallen und dem Eizahn. Diese Bewegungen sind von außen wahrnehmbar. Durch rotierende Bewegungen wird die Eischale zusätzlich mit den Ecken an den hinteren Marginalschilden aufgesägt.

Der Schlupf kann nur wenige Stunden oder auch 2 Tage und Nächte dauern. Während ich früher manchmal glaubte, Geburtshilfe leisten zu müssen, weiß ich heute, dass jeder gesunde Schlüpfling es allein schaffen wird. In den meisten Fällen können die Schlüpflinge noch am selben Tag ins Schlüpflingsgehege, wo sie erstmal ausgiebig Feuchtigkeit aufnehmen.

 

Durchschnittliche Inkubationstemperatur und -dauer in Tagen (eigene Messungen)

Temperatur Dauer
28°C 62 - 69TG
29°C 59 - 65TG
29,5°C 58 - 60TG
32°C 52 - 59TG
33°C 50 - 57TG

 

 

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